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In einer Welt, in der jeder seine Chakren balanciert und mit dem Universum telefoniert, gibt es eine überaus gerissene Spezies: das spirituelle Ego. Es hat sich in den heiligen Hallen des Coachings eingenistet und droht, jedes gute und tiefe Gespräch mit Lösungspotential zu sabotieren.
„Ich bin jetzt einfach auf einer höheren Frequenz“, “das kenn ich schon”, und “das ist längst überholt”, erklärt es mit einem selbstgefälligen Lächeln, während es den Drachenblut-Kerzenrauch inhaliert. „Das Leben ist nur noch eine ewige Meditation, und ich spüre die Unendlichkeit… also eigentlich spüre ich nur, wie viel besser ich jetzt bin als alle anderen.“
Coachings, Seminare und Workshops, die „Selbstfindung“, “Eigenverantwortung” oder „Empathie“ zum Ziel haben, werden plötzlich zum Tanz auf einem spirituellen Hochseil. Der Coach erklärt, dass es wichtig ist, tief in sich selbst zu blicken, doch das spirituelle Ego denkt bereits: „Tief blicken? Oh, ich blicke so tief, dass ich in Dimensionen schaue, die der Coach noch gar nicht kennt!“
Selbstreflexion? Pah! Das ist nur eine Etappe auf dem Weg, noch spiritueller als der Guru im Himalaya zu werden. Während der Coach auf den Begriff „Achtsamkeit“ pocht, antwortet das Ego: „Achtsamkeit? Ich praktiziere schon seit drei Monaten die Super-Achtsamkeit – das ist Achtsamkeit, aber mit einem extra Infinity-Twist.“
Am Ende der Sitzung schaut das spirituelle Ego nachdenklich doch milde lächelnd und erklärt: „Ich habe diese ganzen Themen jetzt gelöst – aber ehrlich gesagt, denke ich, du solltest vielleicht mal ein Coaching bei MIR buchen. Ich spüre nämlich, dass ich hier der wahre Erleuchtete bin.“
Das spirituelle Ego reibt sich die Hände und freut sich, dass es wieder nicht geknackt wurde. Wäre ja noch schöner, wenn es jemand ins Fühlen bringen würde. Wo kämen wir denn da hin?

Wer kennt’s?

Es darf geschmunzelt und geteilt werden.

Habt eine gute Zeit
Ilka Plassmeier