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Kennst Du das Gefühl, wenn Du innerlich auf Hochtouren läufst, während Du nur auf dem Sofa sitzt? Wenn Gedanken Karussell fahren, Dein Herz schneller schlägt, Du plötzlich grundlos gereizt bist – und jede Kleinigkeit sich anfühlt wie ein Tropfen, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringt? Dann ist sehr wahrscheinlich: Dein Nervensystem ist überreizt. Aber keine Sorge – es will Dir nichts Böses. Es will Dich beschützen. Nur… manchmal schießt es eben ein bisschen übers Ziel hinaus. Dieses faszinierende System wirkt so unsichtbar wie mächtig durch unseren Alltag.  Was kannst Du also, um es wieder in Balance zu bringen?

Dein Nervensystem ist Deine persönliche Kommandozentrale. Es verarbeitet Reize, steuert Körperfunktionen, reguliert Deine Emotionen und sorgt dafür, dass Du auf Bedrohungen (ob echter Säbelzahntiger oder nur die Schwiegermutter) blitzschnell reagieren kannst.

Es besteht aus zwei Hauptteilen:

Dem sympathischen Nervensystem – unser innerer Action-Held. Es aktiviert den „Fight-or-Flight“-Modus.

Dem parasympathischen Nervensystem – unser innerer Zen-Meister. Es bringt uns in die Ruhe und in die Regeneration.

Idealerweise schwingen diese beiden Anteile in einem gesunden Rhythmus – Anspannung und Entspannung im Einklang. Doch in unserer modernen Welt, in der Reize, To-do-Listen und emotionale Herausforderungen wie Popcorn durch unser Leben hüpfen, bleibt das Gleichgewicht oft auf der Strecke. Ein überreiztes Nervensystem entsteht, wenn Du über einen längeren Zeitraum hinweg zu viel Stress, zu viele Sinneseindrücke oder ungelöste emotionale Themen verarbeiten musst – ohne genügend Raum für Integration und Erholung. Du steckst dann im “Dauer-Alarm-Modus”, auch wenn real gesehen gar keine Gefahr besteht. Dein Körper denkt aber: „Irgendwas ist los – ich muss bereit sein!“

Dein Nervensystem spricht eine eigene Sprache – und sie ist ziemlich deutlich, wenn Du weißt, worauf Du achten darfst. Hier ein paar typische Signale:

Innere Unruhe oder Nervosität

Einschlaf- oder Durchschlafprobleme

Herzklopfen, Atemnot, Schwitzen – ohne körperliche Ursache – Angst und Panikzustände

Reizbarkeit, Ungeduld, schnell überfordert sein, genervt sein

Konzentrationsprobleme und “Gehirnnebel”, Prokrastination

Verdauungsprobleme oder Appetitveränderungen

Das Gefühl, ständig „unter Strom“ zu stehen, Hautjucken, Fußwippen, Augenlidzucken

Kommt Dir bekannt vor? Keine Panik. Dein System funktioniert – es ist nur aus der Balance geraten.

Die gute Nachricht: Dein Nervensystem ist lernfähig. Mit etwas liebevoller Aufmerksamkeit kannst Du ihm helfen, aus dem Alarmzustand wieder in die Entspannung zu finden. Hier kommen 11 alltagstaugliche Tipps:

1. Atme Dich frei

Klingt banal – ist magisch. Tiefe, bewusste Atemzüge signalisieren Deinem Körper: „Alles gut. Du darfst entspannen.“
✨ Mini-Ritual: Atme 4 Sekunden ein, halte den Atem für 4 Sekunden, atme 6 Sekunden aus. Wiederhole das 5-mal.

2. Berühre Dich 

Streiche sanft über Deine Arme oder lege Deine Hand auf Dein Herz. Körperkontakt beruhigt das Nervensystem – sogar, wenn er von Dir selbst kommt.
✨ Tipp: Massiere Deine Hände oder Deinen Nacken. Es wirkt fast wie eine Umarmung von innen.

3. Geh in die Natur – und zwar regelmäßig – Erdung

Bäume sind Meister der Regulation. Die Natur hat ihren eigenen Rhythmus – und wenn Du Dich mit ihr verbindest, synchronisiert sich auch Dein Nervensystem wieder.
✨ Idee: Barfuß auf Gras gehen, Dich an einen Baum lehnen oder den Himmel beobachten – ohne Handy.

4. Schütze Deine Sinne

Weniger ist manchmal mehr. Laute Geräusche, grelles Licht, ständige Benachrichtigungen? Stress pur fürs Nervensystem.
✨ Challenge: 1x täglich 10 Minuten digital detox. Kein Handy, kein Input. Nur Du. Vielleicht mit einer Tasse Tee in den Himmel schauen, einfach so. 

5. Sag Deinem inneren Antreiber, er darf Pause machen

Du musst nicht immer produktiv sein. Du darfst einfach mal sein.
✨ Sanktionfreie Zone: Plane bewusste Pausen ein – als wären sie genauso wichtig wie Deine Termine (Sind sie übrigens auch!).

6. Bewege Dich bewusst – nicht nur im Fitnessstudio

Langsame, fließende Bewegungen wie Yoga, Qi Gong oder Tanzen helfen dem Nervensystem, Spannungen loszulassen. (Bitte kein Krafttraining oder Spinbike oder ähnliches)
✨ Tanz Dich frei: Stell Deine Lieblingsmusik an und beweg Dich so, wie Dein Körper will – nicht wie es „gut aussieht“.

7. Erlaube Dir tiefe Entspannung

Meditation, Klangreisen, Yoga Nidra oder eine geführte Körperreise – all das aktiviert den Parasympathikus, Deinen Ruhe-Nerv.
✨ Kleiner Impuls: Auch 10 Minuten Stille pro Tag können Wunder wirken.

8. Klopfen – Butterfly-Taps (sanftes Schulterklopfen)

Den Körper abklopfen, zeigt Deinem System, dass Du es hört und Dich kümmerst. Klopfen beruhigt.
✨ Tipp: Du merkst, dass Dir z.B. am Schreibtisch gerade alles zu viel wird, dann überkreuze Deine Unterarme, lege sie vor Deinen Brustkorb und klopfe mit den Handflächen abwechselnd auf Deine Schlüsselbeine.

9. Kälte auf der Haut  – Angst runterfahren

Bei akuter Angst oder Anspannung ist es wichtig, dass Du Dich körperlich spürst und Dich ins Hier und Jetzt holst. 
✨ Notfalltipp: Aktiviert den sogenannten Tauchreflex: Leg Dir ein Eispack oder einen eiskalten Waschlappen direkt auf Dein Brustbein. Halte es mit der Hand fest und atme. Dein Puls sinkt, Dein Körper schaltet vom Alarmmodus in den Ruhemodus. 

10. Summen oder Singen

✨ Die Vibration beim Tönen stimuliert den Vagusnerv – ein zentraler Player für Ruhe und emotionale Regulation. Es wirkt schnell beruhigend. Keine Sorge – SUMMEN kann jede/r und es muss auch nicht laut sein. 

11. Kaugummi kauen (ein gesundes bitte)

✨ Ein einfacher Trick, um Dein Gehirn aktiv zu halten und Deinem Nervensystem Sicherheit zu signalisieren – denn wer kaut, ist vermutlich nicht in Lebensgefahr. 

In der Entspannung geschieht Heilung. Dein Herzschlag verlangsamt sich. Deine Verdauung arbeitet wieder richtig. Deine Hormone regulieren sich. Deine Gedanken werden klarer, Deine Intuition lauter.

Und – ganz wichtig – Du kommst zurück zu Dir.

Denn unter all dem Stress, der Reizüberflutung und den Erwartungen wartet etwas ganz Zartes auf Dich: Dein eigentliches Selbst. Und das hat es verdient, gesehen und gehalten zu werden. Wenn Du das Gefühl hast, Dein Nervensystem tanzt auf dem Vulkan – dann nimm das als liebevolle Einladung. Kein Grund zur Selbstkritik. Du hast viel getragen, viel geleistet, viel gefühlt. Jetzt ist Zeit für eine neue Qualität: Fürs Spüren. Fürs Loslassen. Fürs Vertrauen.

Mit jedem bewussten Atemzug, jedem kleinen Ritual, jedem achtsamen Moment zeigst Du Deinem System:
Ich bin da. Ich kümmere mich. Es darf leicht(er) werden.

Wenn Du magst, leite diese Nachricht weiter an Deine (Lieblings)-Menschen, die vielleicht auch gerade unter Strom stehen. Und vergiss nicht: Du bist nicht allein auf dieser Reise.

Ganz liebe Grüße von mir zu Dir
Hab einen entspannten Sommer
Ilka Plassmeier

Hier gibt es einen neuen Text von mir, schau doch mal rein:
Schon wieder inkarniert? – Willkommen im Club der Wiederholer

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