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Je mehr wir uns mit Persönlichkeitsentwicklung, innerem Wachstum und Eigenverantwortung beschäftigen, desto leichter und selbstverständlicher können wir uns unsere nicht so schönen Seiten, unsere “Fehler”, unser unbewusstes Mitwirken an allen Dingen anschauen. Doch es ist das eine, sich Schatten zuzuwenden und ein völlig anderes, sich die eigenen blinden Flecken einzugestehen. Blind deshalb, weil unser Ego sie nicht sieht, sie vehement von sich weist. Sich das einzugestehen, was völlig blind ist, ist herausfordernd. Vor allem, wenn andere es klar sehen können und unser Abwehrmechanismus so groß ist, dass wir das Blinde noch nicht mal ansatzweise fühlen können.  

Der gemeinste und vielleicht gesellschaftsfähigste blinde Fleck ist wohl die moralische Überlegenheit.
Da gibt es das bewusst/unbewusste “Ich bin besser als die anderen”. Diese Haltung entsteht oft aus einem Bedürfnis, sich von anderen abzugrenzen und das eigene Ego zu stärken oder sich zu schützen. Diese vermeintliche Überheblichkeit kann dazu führen, dass wir die wahre Botschaft, feine Nuancen übersehen und uns in einer selbstgefälligen Bubble bewegen.
Das Ego, unser innerster Antrieb, ist ein listiger Vertragspartner. Es verspricht uns Sicherheit, Honorierung und das Gefühl, wertvoll und besonders zu sein. Doch häufig betrügt es uns selbst. Indem es die eigenen Schwächen und Unsicherheiten maskiert, ermöglicht das Ego oft eine Flucht vor der Realität. Menschen neigen dazu, die Schuld für Misserfolge auf äußere Umstände oder andere Menschen abzuwälzen, anstatt sich mit den eigenen Beitrag zur Situation auseinanderzusetzen. Dieses Verhalten führt nicht nur zu einem stagnierenden persönlichen Wachstum, sondern kann auch das soziale Gefüge belasten, da echte Probleme nicht angesprochen werden.

Doch es gibt noch eine weitere moralische Überlegenheit, die nicht ganz so offensichtlich und verschleierter ist: 
Stell Dir vor, jemand hat Dir Unrecht getan, Dich verletzt, Dich hintergangen und Du hast fleißig Vergebensarbeit geleistet und bist gefühlt über die Sache hinweg. Du hast Verständnis für den anderen, sagst: “Ich würde das niemals tun. Der andere war schwach, unbewusst oder noch nicht soweit im Verständnis. Ich habe dem anderen vergeben.” – Wirklich? Oder versucht Dein Ego nur zu vermeiden und hält den anderen in einer unterlegeneren Position? Ist es wirklich Vergebung? Oder wird diese Art von moralischer Überlegenheit zu einem Machtinstrument, das weit weit im Schatten liegt und dort vor sich hin schwelt? 
Ja, ich weiß, wenn man sich mit Selbsterkenntnis und Eigenverantwortung beschäftigt und immer tiefer und tiefer geht, werden die Dinge subtiler. Die verschleierte moralische Überlegenheit ist tricky, doch wenn Du sie Dir erstmal eingestanden hat und wirklich zu sich steht, endet dieses Machtspiel. Der letzte Schritt im Verarbeitungs- und Vergebensprozess. 

Vielleicht verhelfen Dir diese Zeilen zu einer weiteren Taschenlampe, um in die eigenen Schatten zu leuchten – passend zur dunkler werdenden Jahreszeit. Und keine Sorge: Ich musste das auch öfter als einmal beleuchten, bevor der Groschen pfennigweise gefallen ist. Danke an meine liebe Kollegin. 

Der letzte Newsletter ist nun schon lange her – im Seminarkalender findest Du viele neue Termine – da ist sicher etwas für Dich dabei. Die Rauhnächte, Ein Vortrag über toxische Verbindungen, ein Online-Kurs “Toxic”, viele Termine für Aufstellungen, die Open-Heart-Coaching-Ausbildung und in Kürze stelle ich noch einen Online-Workshop zum Thema “Alte Verträge, Versiegelungen und Kirchenabschied” ein (der wird wohl Ende Januar 25 stattfinden). 

An dieser Stelle sage ich einfach mal DANKE für die täglichen Besucher auf Facebook und Instagram. Meine Storys schauen täglich rund 500 wundervolle Menschen – da macht es Freude auch öfter mal ein Video einzustellen. DANKE.

Viele Grüße von mir zu Dir
Ilka Plassmeier

PS: Der nächste Impulsletter wird nicht nochmal so lange auf sich warten lassen.